Richard Reich (* 4. September 1927 in Oberuzwil; † 22. Februar 1991 bei Bern) war ein Schweizer Journalist und Wirtschaftspolitiker (FDP); sein Pseudonym war Spectator.

Leben

Familie

Richard Reich war der Sohn von Johannes Reich, Landwirt, Heimleiter eines Bürgerheims und St. Galler Grossrat, und dessen Ehefrau Lisette (geb. Brunner). Ab dem 11. Februar 1952 war er mit Annemarie, der Tochter von Adolf Lempen († 1974), verheiratet. Nach der Hochzeit zog er gemeinsam mit seiner Ehefrau von Hemberg nach Bächlen bei Diemtigen um, weil seine Frau dort die Leitung einer Gesamtschule übernahm. 1964 zog die Familie nach Maur um. Richard Reich verstarb während der Bahnfahrt von Bern nach Zürich an einem Herzversagen.

Werdegang

Richard Reich besuchte die Kantonsschule St. Gallen. Er immatrikulierte sich zu einem Germanistik- und Geschichtsstudium an der Universität Zürich und später an der Universität Tübingen; er beendete das Studium ohne Abschluss.

Er war anfangs als Journalist tätig, bevor er von 1959 bis 1971 Redaktor der Schweizer Monatshefte wurde, die Fritz Rieter (1887–1970) herausgab. Ab 1961 verfasste er unter dem Pseudonym Spectator die Kolumne Innenpolitische Rundschau, die zunächst alle zwei Monate, später monatlich erschien. 1962 wurde er in den Vorstand der Gesellschaft Schweizer Monatshefte gewählt und war anfangs Vizepräsident und ab 1982 Präsident der Schweizer Monatshefte; seine Kommentare zur schweizerischen Politik setzte er nun unter seinem Namen fort. Seine Beiträge behandelten oft Fragen der Finanzpolitik; daneben kamen häufig Parlamentsfragen, Fragen des Regierungssystems, der politischen Parteien, der Wahlen, der direkten Demokratie und der europäischen Integration zur Sprache.

1963 trat er als externer Mitarbeiter in die Inlandredaktion der Neuen Zürcher Zeitung, für die er bereits in der Vergangenheit Beiträge geschrieben hatte, und wurde dort 1966 verantwortlicher Redaktor

In den 1960er Jahren begründete er im Verlag Paul Haupt die zwei Schriftenreihen Staat und Politik, die für kürzere Abhandlungen bestimmt war, und die Reihe Res publica helvetica, in der grössere Arbeiten aus dem Gebiet der Politischen Wissenschaft veröffentlicht wurden. Unter anderem schrieb er auch Beiträge in der Politischen Rundschau, einer Zeitschrift der Freisinnig-Demokratischen Partei der Schweiz. Er konzipierte 1969 für die Schweizer Monatshefte das Schwerpunktheft Zur Lage der Sozialwissenschaften, das er mit dem Essay Wieviel Soziologie braucht die Gesellschaft? einleitete.

In den 1970er Jahren gehörte er der Kommission Furgler (siehe Kurt Furgler) an, die als Expertenkommission für die Vorbereitung der Totalrevision der Bundesverfassung zuständig war.

1971 verliess er die Redaktion der Neuen Zürcher Zeitung und übernahm als Direktor die Leitung der Gesellschaft zur Förderung der schweizerischen Wirtschaft (siehe Economiesuisse). Ende 1989 trat er von diesem Amt zurück. und gründete eine eigene Beratungsfirma für Wirtschafts- und Finanzfragen. Nach seinem Rücktritt als Direktor folgte ihm Matthias Kummer (* 1946).

Er wurde 1986 zum Mitglied des Verwaltungsrats der PTT gewählt. Ihm folgte 1987 Franz Steinegger, nachdem Richard Reich wegen seiner Mitgliedschaft in der Finanzkommission des Nationalrates auf die Annahme des Verwaltungsratsmandates verzichtet hatte.

Politisches und gesellschaftliches Wirken

Richard Reich betätigte sich bereits früh im Jugendparlament und in der jungliberalen Bewegung. In den 1960er Jahren begann sein Interesse an der Politischen Wissenschaft, die damals an den schweizerischen Hochschulen in ihren ersten Anfängen stand. Er beschäftigte sich vorwiegend mit Wirtschaftspolitik und -förderung sowie ordnungspolitischen Grundsatzfragen und verfasste verschiedene Schriften zur schweizerischen Politik und zum Freisinn.

Er war von 1961 bis 1964 FDP-Gemeinderat in Diemtigen und von 1971 bis 1983 Zürcher Kantonsrat sowie, als Nachfolger von Rudolf Friedrich, vom 31. Oktober 1983 bis zu seinem Tod FDP-Nationalrat. Im Kantonsrat war er Präsident der Finanzkommission und als Nationalrat 1989 Präsident der Finanzdelegation der Bundesversammlung; ihm folgte in diesem Amt am 1. Januar 1990 Yvette Jaggi. Im Nationalrat folgte ihm Trix Heberlein. 1965 wurde er in die Bezirksschulpflege Uster gewählt.

Er hatte ab 1967 den Vorsitz in der Spezialkommission zur Behandlung der Totalrevision der Bundesverfassung der FDP; im gleichen Jahr hatte er den Vorsitz im Ausschuss für Staats- und Kulturpolitik der FDP.

Als Nachfolger von Max Korthals († 2003) wurde er, nach dessen Rücktritt, 1968 Präsident der Freisinnig-demokratischen Partei des Bezirkes Uster. Er hatte 1970 den Vorsitz im Ausschuss für Staats- und Kulturpolitik der FDP.

1972 wurde er Präsident der neu gegründeten Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr Zürich, die sich als Sammelbecken für kurz- und längerfristige Ideen verstand, mit denen dem öffentlichen Verkehr Attraktivitätsvorteile verschafft werden könnten.

Er hatte seit 1973 den Vorsitz der Gustav-Zollinger-Stiftung, die sich mit dem Wohnproblem älterer Menschen in Maur beschäftigte, nachdem die Gemeinde die Schenkung eines Landstücks im Wert von 2,2 Millionen Franken durch Gustav Zollinger (1899–1976) erhalten hatte.

1974 präsidierte er im Kantonsrat die vorberatende Kommission für die Gestaltung der Einkommenssteuertarife und wurde 1981 zum Mitglied der kantonsrätlichen Steuergesetzkommission gewählt.

Er war 1977 Geschäftsführer des Komitees für einen sparsamen Bundeshaushalt, dessen Präsident der Aargauer Nationalrat Hans Letsch war.

1978 wurde er Vizepräsident im Leitenden Ausschuss des 1968 gegründeten Forum Helveticum; im selben Jahr brachte er sich auch politisch in der Gemeinde seines Walliser Urlaubsortes Törbel ein, und er wurde zum Vizepräsidenten der freisinnig-demokratischen Kantonsratsfraktion gewählt.

Er wurde 1982 zum Präsidenten der Freisinnig-Demokratischen Partei des Kantons Zürich gewählt und folgte damit dem zurückgetretenen Hans Georg Lüchinger; 1983 war er Präsident des geschäftsführenden Ausschusses des Vorstands der Partei. Nach seinem Rücktritt als Parteipräsident der FDP des Kantons Zürichs folgte ihm 1986 Oscar Fritschi, er blieb jedoch Mitglied des Parteivorstands.

1984 stimmte er gegen den Beitritt der Schweiz in die UNO ab.

Er war 1986 Präsident des Organisationskomitees, das den 27. Internationalen Wirtschaftsfilm- und Videokongress zum zweiten Mal in der Schweiz in Zürich organisierte. Im selben Jahr setzte er sich für eine Änderung des Stiftungsvertrages von 1911 der Zentralbibliothek Zürich ein und war als Co-Präsident Mitglied des überparteilichen Komitees für dessen Abstimmung.

1989 sprach er sich, während der Diskussion Schweiz ohne Armee, für eine Beibehaltung der Schweizer Streitkräfte aus.

Ehrungen und Auszeichnungen

  • 2000: Zürcher Journalistenpreis

Mitgliedschaften

Richard Reich wurde 1965 in den Vorstand der Schweizerischen Vereinigung für politische Wissenschaft gewählt, der er kurz nach der Gründung 1959 beigetreten war; 1970 wurde er Vizepräsident, und von 1972 bis 1974 war er deren Präsident.

1965 wurde er in den Stiftungsausschuss der Pestalozzi-Stiftung für die Förderung der Ausbildung Jugendlicher aus schweierischen Berggegenden gewählt.

Von 1982 bis 1986 war er Präsident der FDP des Kantons Zürich.

Er gehörte der Liberalen Weltunion an, übte dort das Amt des Vizepräsidenten aus und wurde 1987 Ehrenmitglied.; daneben bestand noch eine Mitgliedschaft im Stiftungsrat der Wilhelm-Schulthess-Stiftung.

1971 hatte er den Vorsitz des Ständigen Ausschusses für Staats- und Kulturpolitik der Freisinnig-demokratischen Partei der Schweiz und war im selben Jahr auch Vizepräsident der Liberalen Weltunion.

Er trat 1971 von seinem Amt im Vorstand des Zürcher Pressevereins zurück.

1977 wurde er Mitglied des Komitees gegen staatliche Wohnungsbewirtschaftung sowie des Komitees für vernünftige Steuerpolitik und im darauffolgenden Jahr des Kantonalzürcherischen Komitees für bewährtes Mieterrecht sowie im Zürcher Komitee für vernünftige Sparmassnahmen.

Er war 1982 erneut Vizepräsident der Liberalen Union.

Er gehörte 1982 dem Komitee für ein vernünftiges Personalgesetz, dem Aktionskomitee Pro Eigentumsförderung, dem Komitee gegen staatliche Zwangswirtschaft und der Volksinitiative auf Wiedereinführung der Preisüberwachung an.

1984 war er Mitglied des Zürcher Komitees gegen die Dienstverweigerer-Initiative und des Komitees Ja zu Aufgabenteilung und Lastenausgleich; 1987 gehörte er dem Kantonalzürcher Aktionskomitee gegen doppeldeutige Abstimmungsverfahren als Präsident an.

Er wurde 1989 Präsident der neu gegründeten Sponsorenvereinigung Grasshopper Business Club des Grasshopper-Clubs Zürich; nach seinem Tod folgte ihm René Hüssy als Präsident.

1990 gehörte er dem Zürcher Aktionskomitee gegen die beiden Atominitiativen sowie dem Komitee gegen Verlängerung der Ausbildungsdauer für Mittelschüler und Studenten an.

Veröffentlichungen (Auswahl)

Literatur

  • Kurt Müller: Richard Reich. In: Neue Zürcher Zeitung. 31. Dezember 1971, S. 15 (Digitalisat).
  • † Richard Reich. In: Thuner Tagblatt. 25. Februar 1991, S. 3 (Digitalisat).
  • Nationalrat Reich ist gestorben. In: Neue Zürcher Nachrichten. 25. Februar 1991, S. 1 (Digitalisat).
  • Nationalrat Reich ist gestorben. In: Neue Zürcher Nachrichten. 25. Februar 1991, S. 7 (Digitalisat).
  • Hinschied von Nationalrat Richard Reich. In: Neue Zürcher Zeitung. 25. Februar 1991, S. 13 (Digitalisat).
  • Abschied von Richard Reich. In: Neue Zürcher Zeitung. 1. März 1991, S. 55 (Digitalisat).
  • Dietrich Schindler: Richard Reich zum Gedenken. In: Schweizer Monatshefte. Band 71, 1991, S. 259–261 (Digitalisat).

Weblinks

  • Susanne Peter-Kubli: Richard Reich. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Dokumente von und über Reich, Richard in der Datenbank Dodis der Diplomatischen Dokumente der Schweiz.
  • Richard Reich, In: Schweizerische Eliten im 20. Jahrhundert
  • Richard Reich auf der Website der Bundesversammlung
  • Publikationen von und über Richard Reich im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek

Einzelnachweise


Ronald Reich Trainer, Berater und Finanzcoach XING

Richard Reich, Author at Home Business Magazine

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SCHERTZ BERGMANN Rechtsanwälte Helge Reich

Richard Oesterreicher im KUNSTSchAUSTALL am Prielergut Kirchdorf